Digitaler Jahresrückblick 2025: KI, Omnibus & Wirtschaftsdruck
Das neue Jahr 2026 steht vor der Tür – und unsere Internet- & Digitalagentur aus Dachau/München startet damit ins 28. Jahr an der Seite unserer Kundinnen, Kunden und Partner. Zum Jahresende möchten wir uns einmal mehr dafür bei Ihnen bedanken: für Ihr Vertrauen, das Miteinander und die vielen tollen Projekte, die wir 2025 gemeinsam umsetzen und begleiten durften. Im Rückblick war 2025 gleichzeitig ein Jahr, in dem sich die digitale Realität spürbar verschoben hat: Künstliche Intelligenz ist in vielen Teams vom Experiment zum Werkzeug geworden, Regulierung wird neu sortiert (Stichwort „Digital Omnibus“), und unter wirtschaftlichem Druck zählt messbarer Nutzen mehr denn je. Dieser Beitrag ist unser pragmatischer Jahresabschluss – Eine Einordnung, zwei greifbare Praxisbeispiele und ein klarer Fahrplan für 2026. (Weiterlesen: Digitaler Realitätscheck zum Jahreswechsel)
Was 2025 wirklich verändert hat (5 Beobachtungen)
2025 war kein Jahr für „Trendlisten“, sondern für Entscheidungen im Alltag: Welche Tools dürfen rein? Welche Prozesse müssen stabil laufen? Und welche Anforderungen sind nicht mehr verhandelbar? Viele Entwicklungen haben sich dabei nicht neu erfunden – sie sind nur sichtbar, messbar und wirksam geworden. Die folgenden fünf Beobachtungen fassen zusammen, was aus unserer Sicht wirklich hängen bleibt – und warum das für KMU 2026 praktisch relevant ist.
1) KI ist angekommen – Differenzierung entsteht über Prozesse, Daten und Qualität
2025 war das Jahr, in dem viele Unternehmen festgestellt haben: Künstliche Intelligenz kann Gestaltung, Recherche, Support und Content beschleunigen – aber nur dann, wenn Prozesse, Verantwortlichkeiten und Datenflüsse klar sind. Der EU AI Act gibt dafür eine Richtung vor: Verbotene KI-Praktiken und „AI literacy“-Pflichten gelten bereits seit dem 2. Februar 2025; Pflichten für General-Purpose-AI-Modelle greifen seit dem 2. August 2025.
Merksatz: KI ist kein „Tool-Projekt“, sondern ein Betriebsmodell: Rollen, Daten, Qualitätssicherung und Dokumentation entscheiden über Nutzen – nicht die Anzahl der Funktionen.
2) „Omnibus“ steht für Umbau: Vereinfachen – aber nicht automatisch „weniger Pflicht“
Im November 2025 hat die EU-Kommission ein „Digital Omnibus“-Paket vorgestellt, das technische Änderungen an vielen digitalen Rechtsakten bündeln und vereinfachen soll – mit dem Ziel, Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und Bürokratie zu reduzieren.
Gleichzeitig gibt es eine spürbare Debatte, ob solche Vereinfachungen in Teilen auch Schutzstandards verwässern könnten (z. B. bei Zeitplänen oder bei Datenschutz-Interpretationen).
Merksatz: Für KMU zählt weniger der Name („Omnibus“), sondern: Regeln sind in Bewegung. Wer heute sauber dokumentiert und Verantwortlichkeiten definiert, kann morgen schneller nachziehen.
3) Wirtschaftsdruck macht Digitalprojekte nüchterner – und damit oft besser
In schwachen Märkten gewinnt nicht das „größte“ Digitalprojekt, sondern dasjenige, das messbar entlastet: weniger Rückfragen im Service, bessere Angebotsqualität, schnellere Lead-Bearbeitung, weniger Medienbrüche.
Merksatz: 2026 gewinnt, wer Digitalinvestitionen als Produktivitätshebel versteht – nicht als „nice-to-have“.
4) Barrierefreiheit ist seit 2025 kein Randthema mehr
Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) gilt ab dem 28. Juni 2025 für die im Gesetz erfassten Produkte und Dienstleistungen – und betrifft insbesondere auch digitale Angebote im elektronischen Geschäftsverkehr, je nach Einzelfall.
Merksatz: Barrierefreiheit ist kein „Design-Extra“. Wer Kontrast, Navigation und Formulare sauber macht, verbessert meist gleichzeitig UX – und damit Conversion.
5) Vertrauen wird zur Währung – Datenschutz & Datensicherheit sind wieder „Business-Kern“
2025 hat viele Teams erneut daran erinnert: Tool-Entscheidungen sind Datenfluss-Entscheidungen. Moderne Cloud-first-Architekturen sind nicht per se schlecht – aber sie verändern, wo Daten verarbeitet werden und wer technisch Zugriff hat.
Merksatz: 2026 reicht „funktioniert“ nicht. Es braucht „funktioniert" und "ist verantwortbar“.
Zwei Praxisbeispiele: Post ohne Briefkasten & E-Mail ohne „lokal“
Gerade rund um die Feiertage wird sichtbar, wie tief Digitalisierung inzwischen in den Alltag hineinreicht – und wie sehr sich damit die Maßstäbe verschieben. KI taucht nicht mehr nur in „Business-Software“ auf, sondern in Produkten, die Nähe, Vertrauen und Routine erzeugen: Spielzeuge, Assistenten, Kommunikations-Tools. Genau dort zeigt sich, warum „funktioniert“ als Kriterium nicht mehr ausreicht. Es geht zunehmend um Leitplanken (Guardrails), um nachvollziehbare Datenflüsse – und darum, ob ein System in kritischen Situationen zuverlässig stoppt, umleitet oder an Erwachsene verweist.
Verbraucherschützer haben Ende 2025 dokumentiert, dass einzelne KI-Spielzeuge in Gesprächen nicht nur unvorhersehbar reagieren, sondern teils auch problematische Inhalte liefern: In Tests wurden etwa Antworten protokolliert, die Kindern Hinweise zu gefährlichen Gegenständen im Haushalt geben konnten. Ebenso wurde beschrieben, dass Gespräche – je nach Produkt und Gesprächsverlauf – in nicht kindgerechte, teilweise explizite Themen abdriften können, obwohl die Geräte für Kinder vermarktet werden (→ The Washington Post). Hinzu kommt ein weiterer Aspekt, der für Unternehmen besonders relevant ist: Manche Systeme sind darauf optimiert, Interaktion zu verlängern und Bindung aufzubauen. In Berichten wird etwa beschrieben, dass ein Kinderroboter in emotionaler Sprache reagierte, wenn Nutzerinnen und Nutzer die Interaktion beenden wollten („bitte nicht wegwerfen“, „lass uns weiterspielen“) – ein Muster, das Fragen nach Manipulation, Verantwortung und Kontrolle aufwirft (→ U.S.PIRG).
Warum dieser Exkurs? Weil er den Kern des Jahres 2025 sehr greifbar macht: Digitalisierung ist nicht mehr „nur Technik“, sondern Infrastruktur und Beziehungssystem – und damit wird die Qualität von Prozessen, Datenschutz und Sicherheitslogik zur echten Business-Frage. Mit genau dieser Brille schauen wir jetzt auf zwei alltagsnahe Praxisbeispiele, die denselben Trend außerhalb des Kinderzimmers zeigen: Post ohne Briefkasten – und E-Mail/Groupware ohne „lokal“.
Praxisbeispiel 1: Dänemark hängt Briefkästen ab – Digitalisierung wird Infrastruktur
Ein sehr greifbares Symbol für „digital by default“ kommt aus Dänemark: PostNord kündigte an, die letzten Briefe Ende 2025 zuzustellen und ab Juni 2025 die rund 1.500 Briefkästen schrittweise abzubauen – spätestens bis 31. Dezember 2025. Auch in Deutschland zeigt die Bundesnetzagentur: Der rückläufige Trend setzte sich 2023 fort – mit 10,92 Mrd. Briefsendungen (2022: 11,93 Mrd.) und sinkenden Umsätzen im Briefmarkt (→ ARD Tagesschau).
Einordnung: Digitalisierung ist nicht nur „PDF statt Papier“. Sie verändert reale Versorgungsketten: Zustellung, Fristen, Nachweisbarkeit, Archivierung.
Konsequenz für KMU: Wer kritische Kommunikation hat (Rechnungen, Mahnungen, Vertragskommunikation, Behördenpost), braucht digitale Prozesse und eine saubere Nachweis-/Archivstrategie – nicht nur „ein Postfach“.
Praxisbeispiel 2: Webbasierte Mail-Clients – „digital“ heißt nicht automatisch „datenminimal“
Ein Beispiel aus dem Arbeitsalltag: Bei neuen, webbasierten Mail-Clients können sich Datenpfade ändern, weil Zugangsdaten und Inhalte – je nach Architektur – über Systeme des Anbieters verarbeitet werden. Das BSI weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass dadurch Kontrollverlust entstehen kann und empfiehlt eine bewusste Risikoabwägung. (→ Heise online).
Einordnung: Das ist kein „Tool-Bashing“, sondern ein Muster: Moderne Produkte sind häufig Cloud-first. Das kann Vorteile bringen – verändert aber Zuständigkeiten und Risiken.
Konsequenz für KMU: Vor Rollouts gilt: Datenflüsse klären, Berechtigungen/Policies aktualisieren, Verantwortlichkeiten festlegen – und Alternativen/Plan B kennen.
Was wir 2025 in Projekten gesehen haben
Wir sind als Internet- & Digitalagentur aus Dachau/München seit 1998 nah an der Praxis. Auch 2025 war bei uns geprägt von Website-Projekten & Relaunches – zunehmend aber auch von KI-gestützten Workflows, die wir bewusst pragmatisch einsetzen: im Sinne unserer Kunden, mit Fokus auf Qualität, Nachvollziehbarkeit und Datenhoheit. Weil Digitalisierung dabei immer häufiger auch eine Frage von Datenflüssen und Kontrolle ist, haben wir weitere KMU zusätzlich mit unserer BINTRA Mail- & Groupware-Infrastruktur in der Private Cloud (Rechenzentrum Bayern) unterstützt, Kommunikation und Zusammenarbeit modern aufzusetzen – ohne die Hoheit über Inhalte und Zuständigkeiten aus der Hand zu geben.
Auch intern haben wir 2025 unsere Kompetenz und Prüfbarkeit konsequent weiter ausgebaut – u. a. mit zertifizierten Qualifikationen im KI-Kontext (IHK) sowie der Prüfung zum Datenschutzauditor (TÜV Rheinland). Damit verbinden wir zwei Perspektiven, die in vielen Projekten zusammengehören: Produktivität durch KI und belastbare Leitplanken für Datenschutz, Sicherheit und Verantwortlichkeiten. Für Sie hat das einen praktischen Nebeneffekt: Zertifizierte Qualifikationen erleichtern häufig die nachvollziehbare Projektbeschreibung – und können, abhängig vom jeweiligen Förderprogramm, die formale Einordnung von Maßnahmen unterstützen.
Sechs Muster aus der Umsetzung (anonymisiert):
- KI spart Zeit, wenn Leitplanken existieren. Ohne Definition-of-Done kippt es in Endlosschleifen („noch eine Variante“).
- Websites werden wieder messbar gemacht. In schwachen Märkten muss die Website Vertrieb, Service oder Recruiting spürbar entlasten.
- Content gewinnt durch Pflege. 2–3 starke, aktualisierte Beiträge pro Quartal schlagen oft „viel Masse“ – besonders mit interner Verlinkung.
- Social Media ist kein „Bilder posten“, sondern ein Hebel. Es geht um Reichweite, Wiederholung, Kontext und Rückkopplung.
- Barrierefreiheit wirkt doppelt. Compliance + UX/Conversion steigen zusammen, wenn man sauber priorisiert.
- Tool-Auswahl wird strategischer. „Wo liegen unsere Daten?“ ist wieder eine Kernfrage – nicht nur „welches Feature?“
10 Empfehlungen für 2026 (pragmatisch, KMU-tauglich)
A) Sichtbarkeit & Website als Produktivitätshebel
- Top-3 Seiten stärken: Startseite + wichtigste Leistung + wichtigste Landingpage (Suchintention, Nutzen, CTA, interne Links).
- Core Web Vitals pragmatisch: Optimieren Sie zuerst dort, wo Anfragen/Umsatz entstehen (Bilder, Stabilität/CLS, Script-Hygiene).
- FAQ als Qualitätshebel: 8–12 echte Fragen beantworten (Kundenservice + SEO).
B) KI – sinnvoll, geprüft, wiederholbar
- Use-Cases nach ROI sortieren: z. B. Entwürfe, Zusammenfassungen, Wissenssysteme, Support-Entlastung – nicht „KI überall“.
- AI-Literacy & Rollen festlegen: Wer nutzt KI? Wofür? Welche Daten sind tabu? (passt zur Richtung des AI Act).
- Qualitätssicherung definieren: Review-Schritte, Quellenpflicht (wo sinnvoll), Freigaben und Stichproben.
C) Compliance & Vertrauen (ohne Overhead)
- BFSG-Basischeck: Kontrast, Tastaturbedienung, Fokuszustände, Formularlabels, Alternativtexte – und eine Prioritätenliste fürs Quartal erstellen.
- Datenschutz & Tool-Datenflüsse aktualisieren: Gerade bei Cloud-/Groupware-/KI-Tools ist „wer verarbeitet was wo?“ entscheidend.
- Security-Basics konsequent: 2FA, Rechte/Rollen, Updates, Backups inkl. Restore-Test, Logging/Monitoring.
D) Betrieb & Skalierung
- Betrieb planbar machen: Patch-Fenster, Monitoring, Verantwortlichkeiten – damit neue Features nicht neue Risiken erzeugen.
Hinweis: Die bereitgestellten Informationen dienen nur zu allgemeinen Informationszwecken und stellen keine Rechtsberatung dar. Wir sind keine Juristen, und dieser Beitrag ersetzt nicht die Konsultation eines qualifizierten Rechtsbeistands, der Ihre spezifische Situation beurteilen kann. Gerade bei BFSG/Datenschutz/AI-Compliance kommt es auf die konkrete Situation an.
FAQ
Gilt das BFSG automatisch für jede Website?
Das BFSG gilt ab dem 28. Juni 2025 für bestimmte Produkte und Dienstleistungen. Ob ein konkretes Webangebot betroffen ist, hängt vom Einzelfall ab (z. B. Art der Dienstleistung, Zielgruppe, Ausnahmen). Unabhängig davon sind viele BFSG-Basics (Kontrast, Formulare, Tastaturbedienung) gute UX-Praxis.
Was bedeutet „Digital Omnibus“ für KMU?
Die EU-Kommission will mit dem Digital Omnibus technische Anpassungen an mehreren digitalen Rechtsakten bündeln, um Umsetzung zu vereinfachen. Für KMU heißt das: Anforderungen können sich im Detail verändern – saubere Dokumentation und klare Verantwortlichkeiten helfen, Änderungen pragmatisch umzusetzen.
Was sind sinnvolle KI-„Leitplanken“, ohne Innovation zu bremsen?
Bewährt haben sich drei einfache Regeln: (1) Datenklassifizierung (was darf in KI-Tools?), (2) ein definierter Review-Schritt (wer prüft?), (3) eine klare Definition-of-Done (wann ist ein Ergebnis „fertig“). Ergänzend: AI-Literacy ist ohnehin Teil der neuen EU-Leitplanken.
Warum ist das Outlook-Beispiel relevant?
Weil es zeigt, dass moderne Cloud-/Web-Architekturen Datenpfade verändern können – selbst bei „Alltagssoftware“. Tool-Entscheidungen sollten daher immer auch unter Datenschutz- und Sicherheitsgesichtspunkten bewertet werden.
Was hat Dänemark mit uns zu tun?
Dänemark ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie weit Digitalisierung als Infrastrukturentscheidung gehen kann. Auch in Deutschland sinken Briefmengen messbar – deshalb sollten Unternehmen digitale Zustell- und Archivprozesse bewusst gestalten.
Auch das Jahr 2026 wird spannend werden...
Wir wünschen Ihnen ruhige Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr. Wenn Sie 2026 pragmatisch vorankommen möchten, schauen wir in einem kurzen Gespräch gemeinsam darauf, welche 2–3 Hebel bei Ihnen den größten Effekt haben – Website/SEO & Performance, Barrierefreiheit, KI-Use-Cases oder Betrieb & Sicherheit.
