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(27.10.2014) Eine schlagkräftige Überschrift und ein animierender Lead (Eingangstext) galten schon lange vor dem Internet als Garant für hohe Leserzahlen. Das Social Web hat, durch die Bedeutsamkeit der Klickzahlen animiert, nun das ganze ad absurdum geführt. Es geht einigen Anbietern offenbar nicht mehr darum, dem interessanten Inhalt zu Reichweite zu verhelfen, sondern um den schnellen Klick selbst. Für den beabsichtigten Geldregen sorgen die nachfolgenden Werbekanäle. Doch der Klickspam ist bei weitem nicht harmlos wie es zunächst scheint...
Facebook selbst hat bereits im August diesen Jahres angekündigt, dem Treiben einen Riegel vorzuschieben. - Grund hierfür war mitunter deren Newsfeed-Algorithmus, der begründet durch das "Story Bumping" den Meldungen mit jedem neuen Klickspam noch mehr Reichweite angedeihen ließ.
Click-Baiting Headlines
“Click-baiting” is when a publisher posts a link with a headline that encourages people to click to see more, without telling them much information about what they will see. Posts like these tend to get a lot of clicks, which means that these posts get shown to more people, and get shown higher up in News Feed. (Quelle: Facebook Newsroom)
Nun möchte man davon ausgehen, dass auch die klassischen Medien - voran die renommierten Verlagshäuser - gut daran tun, von derlei Aktionismus Abstand zu nehmen. - Immerhin haben Leser eines Nachrichtenportals vermutlich eine hohe Erwartungshaltung an die tatsächliche Information nach der Überschrift. Doch offenbar ist die Masche mit den klickversprechenden Titel zu erfolgreich als dass man daran ungesehen vorbeisteuern möchte. So wird etwa der Video-Mitschnitt aus einer Physik-Grundlagen-Lesung von Professor Walter Lewin (MIT) wie folgt an den "Mann" gebracht.
Nun könnte man davon ausgehen, dass der überwiegenden Mehrheit der Leserschaft eben jenes Experiment aus der 5.en oder 6.en Klasse Physik-Unterricht noch bekannt, und der reißerische Titel deshalb hinfällig ist. Immerhin hat man es damit aber geschafft, einen Video aus dem Jahr 2008 (oder noch früher) gewinnbringend an die Oberfläche zu zerren.
Niemand wurde verletzt und der Klick hat auch niemandem weh getan? Ganz so einfach ist die Situation auf Anbieterseite im Netz aber nicht. Im Selbstversuch auf einem Hobbyportal von uns haben wir den Test unternommen und einen "Fake-Artikel" mit entsprechenden Mitteln in Überschrift und Beschreibung aufgemotzt. Der Informationsgehalt an diesem Tag war überschaubar und der Blogartikel wurde auch über keine weiteren Kanäle als üblich beworben. - Dennoch: Die folgende Grafik von Google-Analytics weist die enorme Zugriffssteigerung für diesen einzelnen Beitrag sehr deutlich aus.
Die hohen Zugriffszahlen auf diesen Artikel haben aber nicht nur kurzfristige Auswirkungen. - Weitaus interessanter ist es, die mittelfristigen Folgen abzuschätzen. Hohe Klickzahlen auf diesen Artikel werden dem Beitrag auch in den Suchmaschinen und sozialen Medien zu einer besseren Position verhelfen; Das lockt im besten Fall weitere Anwender auf den Beitrag und das obgleich der Informationsgehalt noch immer "überschaubar" gering ist. Im Gegenzug müssen Suchergebnisse anderer Anbieter in diesem Falle nach hinten weichen; Tatsächliche Information wird für Suchende schwerer zu finden.
Natürlich ist auch Google längst daran, die Trefferlisten entsprechend zu sortieren, um den Such-Kunden auch wirklich gute, sinnhaltige Informationen liefern zu können. Ganz so einfach wie in unserem Test-Fall ist das allerdings nicht immer festzustellen. Noch vor einigen Jahren fluteten dutzendfach umgeschriebene Texte mit gleichen Informationsgehalt die Ergebnisse, heute übernehmen das zum Teil Schreiber, die "Content" zu jedem beliebigen Thema als Massenware anpreisen. Dass der Mehrwert für die Anwender hierbei fast zwangsweise auf der Strecke bleibt, muss nicht eigens erwähnt werden.
Wie also soll sich ein Anbieter mit seinen Produkten und Themen auf "ehrliche" Art und Weise in den oberen Suchrängen platzieren? Das Internet kennt im Grunde weder Reputation noch Erfahrung und fördert geradezu "Wohnzimmer-Firmen" und selbsternannte Gurus. Wichtiger als deren Wissen um ein Thema selbst ist aktuell wohl noch deren Wissen, um auf vordere Suchmaschinenplatzierungen zu gelangen. - Beispiele hierfür gibt es mehr als genug. Eine erste Maßnahme für gestandene Firmen sollte deshalb wohl sein, die eigene Erfahrung, Referenzen, Ausbildungen, Zertifizierungen plakativ und offen darzulegen. Damit "hinter dem Zaun" zu halten, schafft lediglich einen Wettbewerbsvorteil zugunsten der Mitbewerber. Eine weitere Möglichkeit: Offensiver und professioneller im Internet werben. - Kaum auszudenken, wenn eine augenfällig Aufmachung tatsächlich von Inhalten getragen wird, die dem in nichts nachstehen.
Bei Ihren Streifzügen durch die virtuelle Welt werden Sie noch viele Abwandlungen von Click-Baits (übersetzt etwa: Klick-Köder) stoßen. - Wir haben auf die Vielzahl der möglichen Beispiele bewusst verzichtet. Denn: Auf Dauer halten weder die großen Portale und Suchmaschinen noch wir selbst dieses Streben nach Traffic für zielorientiert. Menschen zu enttäuschen ist bereits schwerwiegend, potentielle Kunden zu enttäuschen aber noch sehr viel gravierender. Die Zeit des Klick-Spams scheint auch längst gekommen zu sein, das zeigen die Bemühungen der großen Anbieter zur Genüge. Ehrlich währt am längsten meint der Volksmund in diesem Zusammenhang, und völlig Unrecht hat er damit ganz sicher nicht.
Internet Agentur Scherer